Siehe auch Einführung in die geologischen Zonen von Österreich!
Leider bleibt in vielen Betrachtungen des Alpenbaus unberücksichtigt, daß zahlreiche durchaus unterschiedliche Gebirgsinseln aus dem Tertiär des Hügellandes auftauchen. Die größte und bekannteste ist das Günser Gebirge (Schiefer des Südpenninikums). Im Bogen setzt sich ein zeitweise untertauchender Rücken nach S und dann W fort: zunächst ein Massiv bei Burg-Eisenberg aus Penninikum mit Deckschollen aus ?Devon (Äquivalente des Grazer Paläozoikums). W von Güssing ebenso Devon (Schiefer, Kalk), bei St.Anna/Aigen (bei Bad Gleichenberg) befindet sich Phyllit des Grazer Pal., ebenso W von Leibnitz und schließlich im Sausal, wo sich am Mandlkogel auch ein Porphyroidstock befindet (Äquivalente des Blasseneckporphyroids der Grauwackenzone).
Ein zweiter Horst zieht N des Balaton an Budapest vorbei bis in die Karpaten. Er besteht im W (Bákonywald) aus Triaskalken und weiter O aus Liaskalken und Jungpaläozoikum.
Aufgrund von Gosauablagerungen (Oberkreide) am Nordrand des GP (diese schließen aufgrund ihrer Geröllführung das Kristallin des Mittelostalpin als Liefergebiet aus) werden für das GP große Transportweiten von SO gefordert.
Nach üblicher Auffassung gehört der Zentralgneis der Hohen Tauern zum Grundgebirge der Venedigerdecke (Penninikum) und stellt eine oberkarbonische (variszische) Intrusion in das "Alte Dach" dar (Kann aufgrund seines Alters eine Parallele zum Weinsberger Granit der böhmischen Masse gezogen werden?). Andere Autoren (W.FUCHS 1981) stellen die Venedigerdecke ins Helvetikum (vgl. Aare- bzw. Gotthardgranit, Mont-Blanc-Massiv!). Eine spektakuläre Auffassung wird von Ostdeutschen Autoren vertreten: aufgrund petrologischer Überlegungen fordern sie eine alttertiäre (!!) Rekristallisation von mesozoischen Ablagerungen.
N von Radenthein befindet sich ein S-N ziehender Streifen aus Sedimenten des Oberkarbons bis zur Obertrias, die von
S vom Gurktaler Paläozoikum überfahren wurde, wobei die überkippte Falte am Pfannock die Wurzel darstellen dürfte.
Die invers gelagerten Triaskalke (Hauptdolomitfazies) sind ihrerseits im Liegenden durch einen Gleitteppich (stark zerscherte Zone - "Phyllonit") vom Mittelostalpin (Zentralalpin) getrennt.
Die Stirn des Oberostalpins (Tiefbajuvarikum) sowie stellenweise die Flyschzone haben bei ihrem Aufgleiten auf das Helvetikum eine schmale Zone zutage geschürft, die als Klippenzone streifenartig von W nach E zieht. Sie ist tektonisch stark mit dem Flysch bzw. Penninikum verschuppt und daher lassen sich die einzelnen Schichtglieder nur schwer bestimmen. Es dominieren jedoch Jurakalke und darüberliegend die Klippenhülle (bunte Schiefertone und Buntmergel aus der Kreide).
Bemerkenswert sind ein Ophiolitschürfling (vermutlich Penninikum), der sich E von Waidhofen/Ybbs im Haselgraben (E von Ybbsitz) befindet, sowie mehrere Kristallinschürflinge, die der S Fortsetzung der böhmischen Masse entstammen. Der berühmteste ist der Granitklotz des L.v.Buch-Denkmals im Pechgraben N von Großraming, weiters gibt es noch ein Vorkommen in Schaitten am Steinbach (NE von Gresten), sowie in Glosbach (zwischen Mank und Kirchberg/Pielach). Vereinzelt finden sich angeblich auch Kristallinlesesteine in der Klippenzone des Wienerwalds (zwischen Laaber und Greifensteiner Decke), und zwar besonders N des Schöpfl und zum Hengstlsattel hinziehend.
Wie schon oben erwähnt, liegen im Grazer Bergland einige bemerkenswerte Gosauformationen. Die größte befindet sich um Kainach (N von Voitsberg). Im liegenden Teil dieser Ablagerungen befindet sich ein mit Rotzement verkittetes Basiskonglomerat, das interessanterweise südalpine permische und triadische Kalke sowie Altpaläozoikum führt, allerdings kaum Gesteine aus dem Grazer Paläozoikum und überhaupt keine aus dem Kristallin des Mittelostalpins, das sich jetzt unmittelbar N befindet.
Letzteres wird mit großen Transportweiten des Gr.P. von S her begründet, ersteres ist bis jetzt unklar. Insbesondere das kleinere Gosauvorkommen an der Stirn des Gr.P. (NE von Mixnitz bei der Bärenschützklamm, SW von Laufnitzdorf/Mur und NE davon am Nordhang des Schiffall-Berges; dieses wurde vom Hochlantschkalk des Schiffalls im Tertiär noch überfahren!) weist gar keine Gesteine des Gr.P. auf! Ein weiteres Kuriosum des Gosau von Bärenschütz ist die Tatsache, daß dort Sedimente der Kreide-Tertiärgrenze auftreten, in denen die berühmte Iridium-Anomalie des Chicxulub - Meteoriteneinschlags auftritt, der nach ALVAREZ unter anderem das Aussterben der Dinosaurier verursachte.
Serpentinit entsteht hauptsächlich durch Zersetzung von basischen Magmatiten (Plutonite: z.B. Gabbros; Vulkanite: z.B. Basalte) innerhalb des Gebirges. Einerseits gibt es in Österreich wenige basische Magmatite, andererseits erst recht wenige, die durch heiße Bergwässer zersetzt wurden. Daher existieren recht wenig Serpentinitvorkommen.
N von Neunkirchen befinden sich zwei kleine Vorkommen von ehem. Mitteltriasvulkaniten, und zwar in Unterhöflein (300m NO des Kirchbühels) und O davon am Römerweg (NO von Willendorf).
W von Neunkirchen wurde ein Teil eines Amphibolitzugs der Grauwackenzone (Kaintaleck-Scholle zwischen der Norischen und der Silbersbergdecke) in Serpentinit umgewandelt, und zwar im Saubachgraben E von Bürg (W von Ternitz).
Dunkelsteiner Wald: siehe Böhmische Masse.
In den E Muriden befindet sich eine paläozoische Sutur, an der der "Speikkomplex" (haupts. Gleinalm - Hochalm) den "Vulkanogenen Komplex" (Seckauer Tauern) überfahren hat. Eingebettet in gabbroide Amphibolite liegen serpentinisierte Dunite (N-Flanke des Hochgrößen SW von Rottenmann (am Satellitenbild gut erkennbar!) und am Lärchkogel bzw. W des Kreuzkogels SW von Trieben) und Bronzitite bzw. Harzburgite (ehem. Peridotite) (der größte bei Kraubath/Mur - diese werden auch bei Preg abgebaut, und kleinere S von Seckau (Kalvarienberg), am Harterberg N von Traföß (SE von Bruck/Mur) und N von St.Jakob/Breitenau).
Im Rechnitzer Fenster treten einige penninische Ophiolite zutage, die serpentinisiert sind und das bedeutendste Vorkommen von Edelserpentin Österreichs liefern. Ein Stock befindet sich im Gebiet Bernstein - Kienberg - Steinstückl - Ochsenriegl (S von Redlschlag, S von Kogl) und zwei kleine am Kanitzriegl (E von Bernstein) und im Günser Gebirge bei der Kleinen Plischa.
Bei Heiligenblut wurden häufig penninische Ophiolite des S-Flügels der Glocknerdecke zu Serpentiniten, Aktinolith-, Chlorit- und Talkschiefern umgewandelt.
Für den Inhalt verantwortlich:
Christof Kuhn office@geol-info.at
Datum der letzten Änderung: 10. 09. 2009