Ausgewählte geomorphologische Merkmale
in Österreich und in den Alpen

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Inhalt:


Alter Verlauf des Donautales durch die Böhmische Masse

Die Böhmische Masse ragte seit dem Jungpaläozoikum als Insel aus dem Tethysmeer. Von N fand in der Oberkreide eine Transgression statt, die große Teile von Böhmen bedeckte, während der S noch Festland war. Freilich bildete sich durch den geringen Höhenunterschied zum Meer eine Peneplain aus, deren Relikte noch heute das Hochplateau formen. Allerdings hob es sich durch die Aufschiebung der Alpen mehrere hundert Meter heraus und schüttete große Sedimentmassen in das Molassemeer. Als dieses nach einer brackischen Phase bald verlandete, fand die Entwässerung am S-Rand nach O statt: die Ur-Donau war geboren. Sie ergoß sich jedoch im Weinviertel bereits ins Meer, ohne die Wiener Pforte zu benützen.

Im Miozän hob sich die Böhmische Masse noch weiter heraus, sodaß ihre S-Grenze sich nach S verschob. Dadurch verstärkte sich auch die Reliefenergie stark und die Bergflanken wurden steiler. Eine Zeit lang konnte die Donau die Hebung durch Tiefenerosion kompensieren: Sie grub sich durchs Yspertal über Laimbach, Pöggstall, Raxendorf und Mühldorf eine Schlucht nach Spitz (im Yspertal muß sich ein Bild wie heute in der Wachau geboten haben, man beachte die Stufe in der Ysperklamm, den West- und Nordabhang des Ostrongs und des Jauerlings!), bis ihr Lauf allmählich verlandete. Mittlerweile bog sie bei Pöggstall das heutige Weitental hinunter nach Melk ab. Bald verließ sie aber auch das Yspertal und suchte sich ihren neuen Lauf über Ybbs und Pöchlarn.

Wenn sich die Böhmische Masse weiterhin stark heben würde, böte sich bald zwischen Passau und Linz, im Strudengau und in der Wachau das gleiche Bild wie jetzt im Yspertal: Die Donau würde ihren Weg über Schärding, Eferding, Traun, Stadt Haag, Amstetten, Mank und St.Pölten nach Tulln nehmen!

Siehe Animation oder online-Karte!


Transfluenzsättel in den Ostalpen

Wenn die Mächtigkeit eines Talgletschers immer größer wird, kann es geschehen, daß er über die niedrigste Stelle des ihn begrenzenden Kamms überfließt. Dadurch wird dieser Sattel in U-Form ausgeschliffen und erniedrigt, als wäre er ein Tal. Man spricht nun von einem Transfluenzsattel.

Dies hat zwei interessante Konsequenzen: Erstens läßt durch den Eisverlust an das Nachbartal das Erosionspotential des eigentlichen Talgletschers nach. Das hat zur Folge, daß das Tal nicht mehr so intensiv ausgeräumt werden kann wie oberhalb des Transfluenzsattels, sodaß der Talboden zum Talausgang hin ansteigt (!). Folglich bildet sich nach Abschmelzen des Gletschers ein See (ähnlich einem Gletscherzungensee), der aber durch den hohen Abfluß beim Abschmelzen in einen reißenden Fluß mündet, sodaß die Schwelle, die ihn aufgestaut hat, bald tief durchfurcht wird, bis der See trockengefallen ist. Meist ist diese Schlucht aber schmäler als der glaziale Talboden, sodaß rechts und links eine Erosionsterrasse stehenbleibt.

Sehr schöne Beispiele für diesen Effekt sind der Tr.sattel von Seefeld (daher das "Mittelgebirge" von Innsbruck und die Sillschlucht) sowie die Schlucht der Salzach zwischen Taxenbach und Schwarzach (hier hat der Salzachgletscher sich entzwei geteilt: ein Strom über Saalfelden zur Saalach, einer nach Bischofshofen; die Kitzlochklamm, Gasteiner Klamm und Liechtensteinklamm resultieren ebenso daraus). Genauso floß der Etschgletscher von Meran aus über das Gampenjoch und quoll über das Plateau N von Bozen, sodaß sich seine Kraft stark verminderte. So entstanden die Terrassenzüge, die von Völlan (S von Lana) über Tisens und Prissian bis ins Bozner Unterland reichen. Weiters stellen die Pillerhöhe (S von Imst), der Iselsberg bei Lienz (Möllgletscher floß zum Draugletscher; Achtung: der Stronachsattel gleich E davon wird von der Drau-Möll-Störung verursacht!), möglicherweise der Brenner (floß einst das Eis von Sterzing nach Innsbruck?! vgl. Satellitenbild!) und der Gailbergsattel klassische Transfluenzsättel dar.

Der Gailbergsattel bringt uns gleich zur zweiten Konsequenz der Transfluenz: der abzweigende Gletscherarm fließt meist mit einem zweiten zusammen ("Konfluenz"), sodaß sich das Erosionsvermögen stark vergrößert. Das bringt eine starke Versteilung im Tallängsschnitt, die nach der Eiszeit oberhalb durch starke Flußerosion (daher eine Schlucht), unterhalb durch massive Aufschotterung (daher ein ebenes Becken) wettgemacht wird. Im Falle des Gailbergsattels erkennt man sehr schön die Gailschlucht im Lesachtal (das oberhalb der Konfluenz liegt) und unterhalb die Ebene des Obergailtals (siehe Graphik).

Ebenso erstreckt sich unterhalb der Salzachöfen und der Lammeröfen die Ebene von Golling - Kuchl. Auch im Falle von Innsbruck tritt dieses Phänomen auf, sodaß die Morphologie nochmals verkompliziert wird: die Transfluenz von Seefeld bewirkte ein Aufsteigen des Talbodens, das durch das Einmünden des Wipptal-Gletschers und erst recht des Zillergletschers wettgemacht wurde, sodaß das "Mittelgebirge" nach E zu bald wieder verschwindet.


Verschleppen eines Flußlaufs durch einen Gletscher

Am Ende einer Eiszeit kam es oft vor, daß ein Gletscher aus einem Seitental in ein bereits eisfreies Haupttal mündete, das aber einen stark angeschwollenen Fluß führte. Wenn die Schmelzkraft des Flusses nicht ausreichte, staute der Gletscher den Fluß auf. Aufgrund der Oberflächenneigung der Zunge fand der Stausee seinen Überlauf an dem Hang, der dem einmündenden Tal gegenüberlag. Dort fraß der Fluß sich in die Tiefe und hinterließ eine Schlucht, aus der der Fluß nach Abschmelzen der aufstauenden Gletscherzunge nicht mehr zurückfand. Später konnte er sich dort tiefer ins Gebirge fressen als der ursprüngliche Talboden lag, sodaß letzterer trockenfiel und nunmehr als Hochplateau übrig ist.

Besonders eindrucksvoll ist hier der Fall in Bozen (ehemaliger Talboden: "Überetsch" mit Eppan - siehe Transfluenz / Gampenjoch; der Eisack hat den neuen Talboden geschaffen), bei Brixen (Rienz wurde vom Eisackgletscher nach SE gedrängt), an der S-Seite der Saualpe (die Gurk floß während der Eiszeit über Trixen, Haimburg und Griffen, fand aber in ihr altes Bett zurück) und im Ötztal (sowohl bei der Einmündung des Venter Gletschers als auch bei der des Pollesgletschers). Animation dazu...


Quartäre Terrassentreppen am Beispiel Wien

Das Quartär ist durch einen periodischen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten (Eiszeiten mit Zwischeneiszeiten) geprägt. Im Vorland der Gletscher erstreckten sich in den Kaltzeiten riesige vegetationsarme Tundren, in denen die Frostverwitterung dem Gestein sehr zusetzte. Der entstandene Schutt rutschte in die Bäche und Flüsse, die bald vom Geschiebe überladen waren und dieses nur mehr bei Hochwasser transportieren konnten (man nennt diesen Flußtyp "furkierend" oder "verzopft" - noch heute existierende Alpenflüsse sind der Tiroler Lech und der italienische Tagliamento).
Zu Ende der Kaltzeit kam dann noch dazu, daß die abschmelzenden Gletscher große Schuttflächen freigaben, die von den angeschwollenen Flüssen abgetragen wurden. Dabei wurden im Alpenvorland riesige Flächen aufgeschottert, die noch heute als sogenannte "Terrassen" sichtbar geblieben sind.

Während der Warmzeiten hingegen gediehen auf der vormaligen Tundra ausgedehnte Wälder, die das Gestein vor Abtragung schützten. Den Flüssen mangelte es an Geschiebe, sodaß sie sich in die von ihnen zuvor aufgeschotterten Terrassen wieder einschnitten (zunächst gestreckte und dann mäandrierende Flüsse). War die Erosionsleistung größer als die Mächtigkeit der Terrasse, gruben sie sich sogar ins darunter liegende Festgestein ein.

Am Alpennordrand liegt nun verbreitet die Situation vor, daß nicht nur der Alpenkörper sondern auch das Alpenvorland sich etwa seit dem Beginn des Quartär hebt. In den Warmzeiten schnitten sich die Flüsse folglich stärker ein, als die nachfolgende Aufschotterung dies wettmachen konnte. Daher liegen die älteren Terrassen als "Schultern" auf einem höheren Niveau als die jüngeren (Das Gesetz der Überlagerung - eine tiefere Schicht muß immer auch älter sein - wird dadurch natürlich nicht berührt, da die älteren Terrassen ja neben den jüngeren liegen und nicht auf ihnen!).

Wegen der Abfolge von mindestens 5 Kaltzeiten (Donau, Günz, Mindel, Riß, Würm) und je einer Warmzeit dazwischen entstanden richtige Treppen, die besonders in Wien (Animation GIF 180KB) gut zu studieren sind. Dabei ist zu beachten, daß die Flüsse (in diesem Falle die Donau) oft durch Seitenerosion ältere Terrassen komplett wegrissen und daher oft eine oder mehrere Terrassen fehlen können.


Tertiärsedimente in Hochlage

Abgesehen von mehreren Inneralpin-Becken (Judenburg, Tamsweg, Wagrain, mittleres Ennstal, Leoben, Aflenz etc.) gibt es in den Ostalpen einige merkwürdige Schottervorkommen in Hochlage; diese werden aufgrund ihrer Form "Augensteingerölle" genannt. Sie beweisen, daß ein bestimmtes Gebiet damals (das Alter konnte bisher schlecht bestimmt werden - etwa Miozän) ein Talboden war.

Die markantesten Vorkommen befinden sich am S-Rand der N-Kalkalpen: z.B. Miesboden/ Kemetgebirge (N Gröbming), Dürrnberg bei Hieflau, Schneealpe, Raxalpe, Pollwischsattel (S St.Aegyd), Fegenberg (S Schwarzau/Geb.). In den Südalpen sticht besonders ein Vorkommen in der Fanesgruppe - Col Becchei (NW von Cortina d'Ampezzo) hervor.


Bergstürze in den Alpen (siehe auch Uni Graz)

Siehe auch meine Massenbewegungen-Karte auf google maps!

In der Eiszeit wurden viele Talflanken übersteilt und waren nach Wegfallen der Stützung durch das Eis nicht mehr standfest. Dies rief enorme Felsstürze hervor: Der größte Bergsturz von Europa ist der von Flims am Vorderrhein, wo sich 9 km³ Schutt in einem ehemals weiten Tal hunderte Meter hoch türmt (also 9 Mrd. m³, über 20 Mrd. t - um das zu verladen, bräuchte man einen Lastzug von 2,5 Mio. km Länge, also so lang wie die Mondumlaufbahn!!!). Der Rhein hat nach dem Aufstauen eines riesigen Sees eine tiefe Schlucht gegraben, sodaß der See wieder entleert wurde (bei Ilanz ist noch ein Staukörper zu erkennen). Siehe auch Uni Stuttgart.

Ein bekannter, da in historischer Zeit geschehener Bergsturz ist der am Dobratsch bei Villach. Er zerstörte mehrere Siedlungen und drängte die Gail etwa 1km nach S, während er die sog. "Schütt" zurückließ.

Zu den unbekannteren prähistorischen Bergstürzen der E Ostalpen gehören der vom Almtal in OÖ (ein Teil des Hochplattenkogels, W des Gr.Priels, fuhr in die Hetzau und bis knapp vor Grünau hinaus!) sowie die Sackung mit Bergsturz von Wildalpen an der Nordseite des Hochschwabs (ein gewaltiger Berg zwischen Ebenstein und Brandstein sackte nach N ab, der Westteil blieb am Siebenbürgerkogel gleich wieder hängen, der Ostteil fuhr allerdings bis weit ins Salzatal hinaus!). Zwei kleinere Bergstürze ereigneten sich an der Südseite des Hochschwabs: von der Meßnerin herab staute der eine den Grünen See auf, der andere kam von der Nordostflanke des Trenchtling und blockierte das Tal westlich des Grünen Sees.

In prähistorischer Zeit ging vermutlich die Flanke des Hocharn (südlich von Rauris) nieder. Zurück blieb auf der Hocharn-Seite die Grieswies (rechts oben zu sehen), auf der gegenüberliegenden Seite der Rauriser Urwald (Gersteben und Durchgangwald), der lauter kleine Wellen und Mulden aufweist, sodaß sich viele kleine Tümpel bildeten, die einerseits ein bemerkenswertes Naturschauspiel bieten, andererseits die Wanderer durch zahlreiche Gelsen nicht gerade zum Verweilen einladen. Manche Mulden sind jedoch durchlässig, sodaß der - nomen est omen - Trockenbach einfach in der Bergsturzmasse versickert. Die Gersteben liegt stellenweise höher als die Grieswies, was sich daraus erklärt, daß die Wucht des Bergsturzes ausreichte, am O-Hang wieder hinaufzusausen. Das Volumen würde ich auf etwa 0,5 bis 1 km³ schätzen. Analog zum Flimser Bergsturz hat sich in Kolm- Saigurn ein Staukörper gebildet, während die N-Flanke eher steil ist (daher muß sich die Straße in Serpentinen hinaufquälen). Animation und Abbildung dazu.
In der Karte von EXNER C. (1957) wird der Durchgangwald zwar als Bergsturz- oder Rutschmaterial kartiert, er interpretiert die Masse jedoch als Sackung von Osten, was mir angesichts des Volumens unrealistisch erscheint. Lediglich ein kleiner Schuttstrom aus dem Filzenkar dürfte sich von Osten gegen die Bergsturzmasse ergossen haben. Mittlerweile fand ich heraus, daß sich A.v.POSCHINGER (1986) und J.HELLERSCHMIDT-ALBER (1998) mit dem Bergsturz befaßten und ebenso zu der Folgerung gelangten, daß der Bergsturz sich vom Hocharn her ereignete. Weiters stieß ich auf eine Dissertation von HOTTINGER, A. (ETH Zürich, 1935 !!!), der zum gleichen Ergebnis kam. Für weitere Anregungen bin ich jederzeit dankbar!

Kleinere Bergstürze, die allerdings bedeutende Stauseen verursachten, sind die von Lofer und N von St.Aegyd (Paulmauermure, Stausee nach HANTKE angeblich 11km?!).

Eine kontroversielle, aber reizvolle Erklärung gibt TOLLMANN für eine Bergsturzserie in der Umgebung von Imst. Dort gingen vom Tschirgant ins Inntal, am Fernpaß, im Ötztal N und S Tumpen, W von Habichen und vor allem bei Köfels große Bergstürze nieder.
In der Köfeler Bergsturzmasse (2 km³!), durch die die Ötztaler Ache die Maurachschlucht gegraben hat, wurden geschockte Quarze und Feldspäte gefunden (R.SURENIAN, 1989), die bisher ausschließlich in Zusammenhang mit dem Einschlag von Meteoriten oder Kometen gefunden wurden (bimssteinähnliche Gesteine und Gläser werden in der Bergsturzmasse als Reibungsschmelzen des Bergsturzes gedeutet, ein ähnlicher Fall liegt im Langtang Himal in Nepal vor, dort wird diese Reibungsschmelze Friktionit genannt, H.HEUBERGER, J.T.WEIDINGER, 1984, 1985).
Daher (früher fälschlich aufgrund des Bimssteins) vermuteten schon viele Forscher, daß ein Himmelskörper den Bergsturz verursacht hat. Dieser könnte eine solche Erschütterung hervorgerufen haben, daß die instabilen Bergflanken (vom Gletscher übersteilt, siehe oben) von Tumpen, am Tschirgant (Weißwand) und am Fernpaß ins Tal stürzten.
TOLLMANN stellt den Kometen in das Postglazial und gibt aufgrund einer Fülle von - allerdings nicht unumstrittener - Indizien an, daß er ein Bruchstück eines großen Kometen gewesen sei, der in sieben große Trümmer zerborsten gewesen sei, bevor diese auf die Erde einschlugen, genaugenommen ins Meer (was ja aufgrund 70% Meeresbedeckung nicht ganz unwahrscheinlich ist). Dieser Impakt habe Verhältnisse wie beim Chicxulub-Einschlag (Ende Kreidezeit) hervorgerufen: sintflutartige Regenfälle, salpetersauren Dropout und anschließend einen 2- bis 3-jährigen Winter aufgrund der aufgewirbelten Staubmassen. Dies habe zum schlagartigen Aussterben von zahlreichen Großsäugern (Mammut, Säbelzahntiger, etc.) geführt, und in der Tat sei auch der Mensch beinahe dieser Katastrophe zum Opfer gefallen. Daher erinnere er sich bis heute in zahlreichen weltweiten Sintflut-Sagen an dieses Ereignis (!!!!!!!).
Diese Interpretationen werden auch mythologisch untermauert, jedoch stößt TOLLMANN nicht auf ungeteiltes Verständnis (z.B. bezweifelt PREISINGER die geforderte Gleichzeitigkeit diverser Untersuchungsobjekte (Eiskerne, Dendrochronologie, Meeressedimente usw.), weiters lassen neuere Untersuchungen vermuten, daß die angeblich beteiligten Felsstürze doch nicht gleichzeitig abgingen). Dennoch ist TOLLMANNs Buch "Und die Sintflut gab es doch" (München 1993) nicht uninteressant.

Weitere Details über Tollmanns Hypothese:
Sintflut - Projekt Earth-Crossing Asteroides
C.Pinter in der Wiener Zeitung: Tiroler Berggeheimnis
Great Comets, Great Floods, Alaska Science Forum (englisch)
Tollmann Abstract Konferenz Univ. Bergamo (englisch)
Sintflut (06) - Einschlagender Meteorit als Sintflutursache?


Postglaziale Schwemmkegel

Aufgrund klimatischer Gegebenheiten treten auf der S-Seite des Alpenhauptkamms oder in Föhnlagen besonders große Schwemmkegel auf. Einer der größten ist vermutlich der der Malser Haide im oberen Vinschgau, der den Haider See aufgestaut hat. Sein Volumen liegt in der Größenordnung von ckm, und er ist - von Mals bis zu seinem Ursprung in Plawenn - über 800m (!) hoch. Auch weiter unterhalb ist der Vinschgau mit Schwemmkegeln angefüllt, sodaß die Etsch hin und herpendeln muß: Allitz / Laas / Kortsch / Schlanders, Morter, Tarsch / Latsch, Tabland und schließlich Partschins.

Im Inntal reihen sich beiderseits einige Schwemmkegel aneinander: Sautens / Oetz (unmittelbar oberhalb der Tschirgant-Bergsturzmasse), Stams, Mieming, Rietz (450m hoch), Flaurling, Inzing, Zirl, Rum, Absam (11km²), Schwaz, Stans, Fügen / Ziller, Münster (450m hoch), Kundl, Lahntal.

Im Antholzertal an der Grenze zu Osttirol befindet sich ein 350m hoher Schwemmkegel, der den Antholzer Untersee aufgestaut hat.

Auch im Isel- und Oberdrautal existieren einige bemerkenswerte Schwemmkegel, angefangen von dem von Virgen (300m hoch), dem oberhalb von Lienz (Thurn, 400m hoch), über zahlreiche kleinere (z.B. Greifenburg), bis ins Unterdrautal (Feistritz).

Weiter flußab im Rosental schütten viele kleine Bäche aus den Karawanken große zusammenhängende Schwemmfächer auf, die z.T. über 400m hoch reichen (Kleiner Dürrenbach oberhalb Suetschach).

Im Rheintal gibt es auch einige Schwemmkegel, von denen der unterhalb von Chur mit über 400m Höhe der mächtigste ist. Er wird vom Erosionsmaterial des Fulbergs ("faules Gestein"!) gebildet. Außerdem gibt es bei Maienfeld unter der Falknis den Steigwald, ein 400m hoher Schwemmkegel.

Genauso verhält es sich mit dem Rhônetal: Besonders groß sind der Pfynwald (bei Leuk), der Kegel der Borgne (bei Sion), der von Chamoson und der von Evionnaz unterhalb der Dents du Midi.


Die höchsten Berghänge der Alpen

Diese fallen oft nicht mit den wirklich hohen Bergen zusammen (auch wenn sie es bei den absoluten Spitzenreitern doch tun), denn manche Berge erheben sich nur wenig über einem sehr hohen Plateau (Großglockner 3798m: 1400m, Fluchtkogel 3497m: 600m, Wysser Nollen (Winterberg-Urner Alpen) 3398m: 700m), manche jedoch ragen über einem niedrigen Talgrund mit einer einzigen Flanke auf (Schneeberg 2076m: 1300m, Schafberg 1782m: 1300m, Raucheck / Werfen 2431m: 1900m, Brandjochsp./ Innsbruck 2559m: 2000m, Zugspitze 2962m: 2000m)!

Doch hier die Rangordnung der höchsten Bergflanken:
Mont Blanc 4808m: 3800m (!), Jungfrau 4158m: 3300m, Rocciamelone (bei Susa) 3538m: 3100m, Mischabel 4545m: 3100m, Eiger 3970m: 3000m, Kirchbachspitze (Texelgruppe) 3078m: 2600m.

Die höchsten Wände sind: Mt.Rosa-Ostwand: 2400m, Eiger-Nordwand: 1800m, Watzmann-Ostwand: 1700m, Rinderhorn-Südwand (Kandersteg): 1500m, Birnhorn-Südwand (Pinzgau): 1500m, Sorapis-Westwand: 1500m, M.Agner-Nordwand: 1500m, Triglav-Nordwand: 1500m, Schermberg-Nordwand (Totes Gebirge): 1400m, Matterhorn-Südwand: 1200m, Cimon-della-Pala-Westwand: 1200m, Zugspitz-Nordwand: 1100m, Civetta-Westwand: 1100m, Hochkönig-Südwand: 1000m, Langkofel-Ostwand: 1000m, Dachstein-Südwand: 900m, Schrammacher-Westwand (Tuxer Alpen): 900m, Schneibstein-Nordwand (Hagengebirge): 900m.

Diese Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit!


Genetische Klassifikation der Seen von Österreich - Ostalpen

Beim Betrachten der Landkarte fällt auf, daß sich - vor allem die großen - Seen nicht gleichmäßig auf alle Regionen verteilen (wie es für den Tourismus praktisch wäre...), sondern nur einige Regionen beglücken. Das liegt daran, daß die meisten Seen in Mitteleuropa nur zwei Kategorien zugeordnet werden können, die nun einmal durch die Topographie eingeschränkt sind: Gletscherseen und Stauseen.

Stauseen sind in bezug auf ihre Anlage noch eher flexibel und können entweder zur Stromerzeugung dienen (einerseits Hochlage in Karen und Hochtälern - Speicher, andererseits an Flüssen - Laufstaue) oder zu Fischerei- u.a. Zwecken (ich will sie hier Teiche nennen; hier sind auch Schotterteiche) (eher Flachland).

Gletscherseen können genetisch zwar verschiedene Ursachen haben (Übertiefung an der Gletscherzunge, in Kesseln oder an Engstellen), liegen aber tendenziell eher am Gebirgsrand oder direkt an den Hauptkämmen (Karseen).

Hier eine unvollständige Aufstellung von Seen im Ostalpenraum - Österreich:

Region Gletscherzunge "Kessellage" "Engstelle" Karseen nat.Stauseen Tektonisch Speicherstauseen Laufstauseen Teiche Altarme
Burgenland keine keine keine keine Seewinkel (Umschüttung von Pingos) Neusiedler See keine keine Neufelder See keine
NiederÖLunzer Untersee
Erlaufsee
Lunzer Obersee keine keine keine keine Erlaufstausee, Lunzer Mittersee DonauKW,
YbbsKW,
ErlaufKW
viele T. im Waldviertel,
Schottert. S Wien
an der Donau
Wien keine keine keine keine keine keine keine Freudenau Schotterteiche Alte Donau
u.v.a.
OberÖ Attersee
Traunsee
Zeller See1
Htr.Gosausee
Offensee
Langbathseen
Hallstätter See
Wolfgangsee
Mondsee
Vd.Gosausee
(zus. aufgestaut)
Schwarzensee
Eissee (Dachstein)
Mönichsee (Schafberg)
Almsee
Ödseen
keine Vd.Gosausee DonauKW,
InnKW,
TraunKW,
EnnsKW,
SteyrKW
viele T. im Mühlviertel an der Donau
Steiermark Leopoldsteinersee Toplitzsee
Altausseer See
Grundlsee viele kleine in N.Tauern
Lahngangsee
Siebensee keine Salzastausee (Grimming)
Packstausee x2
Sp.Soboth
Hubertussee
EnnsKW,
MurKW
viele in E-,W-Steiermark bei Mureck
KärntenKlopeinersee x3
Längsee
keine? Wörthersee
Ossiachersee
Millstättersee
Weißensee
Faakersee
Keutschacherseen
Presseggersee
Falkertsee
Zirmsee
Feldsee
Wangenitzsee
u.v.a.
Afritzersee
Brennsee
Farchtensee
keine Margaritzensystem(2)
Fragantsystem(5)
Kölnbreinsystem(3)
Reißecksystem(4)
Sp.Soboth
DrauKW,
GurkKW,
MöllKW
keine? an der Drau
Salzburg Trumer Seen
Wallersee
Hintersee
Bockhartsee
Rotgüldensee
Wolfgangsee
Fuschlsee
Zellersee2
Tappenkarsee
Kratzenbergsee
Gerlossee
Schwarzsee
Landschitzseen
u.v.a.
keine? keine Kaprunsystem(2)
Stubachsystem(3)
Dießbachstausee
Wiestalstausee
SalzachKW keine? keine?
Tirol keine Seebensee Plansee
Achensee
Riffelsee
Staller Obersee
Hintersteinersee
Drachensee
Wildensee
viele kleine...
Fernpaßseen
Heiterwangersee
Piburgersee
Haldensee
Pillersee
Vilsalpsee
Dorfersee
Walchsee
keine Durlaßboden(2)
Zillergründl
Stillupp
Schlegeis
Gepatsch
Kühtai(2)
Traualpsee
Rotlechstausee
InnKW keine? keine?
Vorarlberg Bodensee keine? Formarinsee Lünersee
Tilisunasee
Körbersee
keine? keine Silvretta
Vermunt
Kops
Lünersee(2)
Spullersee
Sp.Raggal
Sp.Gstins
Sp.Subersach
Sp.Bolgenach
keine? keine? am Rhein
S-Bayern Bodensee
Grüntensee
Weißensee
Hopfensee
Forggensee
Staffelsee
Riegsee
Kochelsee
Ammersee
Starnbergersee
Tegernsee
Schliersee
Simssee
Chiemsee
Wagingersee
Tachingersee
keine Alpsee1
Alatsee
Alpsee2
Schwansee
Ferchensee
Lautersee
Spitzingsee
Königssee
Soiernsee
Seealpsee
Schrecksee
Freibergsee
Barmsee
Eibsee
Weitsee
Lödensee
Förchensee
Obersee
Königssee
Walchensee Krünsee
Sylvensteinsee
Rottachtalsee
SaalachKW
InnKW,
IsarKW,
LechKW
?viele? am Inn,
Lech,
u.v.a
S-Tirol,
Trentino
keine keine keine viele kleine Antholzersee
Pragser Wildsee
Toblachersee
Dürrensee
Kalterersee
L.di Molveno
Haidersee
keine Reschensee
L.di Pian Palù
L.di Carèser
L.di Cavia
L.di Fedàia
Nevessee
Zufrittsee
Zogglersee
L.di S.Giustina di Cles
L.di Bissina
Durnholzersee
keine? ? keine?
Venezien,
Friaul
keine keine keine viele kleine L.d'Alleghe
L.di Misurina
L.di S.Croce
L.Morto
keine L.di Vodo
L.di V.di Cadore
L.di Pieve di Cad.
(L.di Vaiònt)
L.di V.Gallina
L.della Stua
L.del Mis
keine ? keine?
Adda,
Bergamo
Gardasee keine L.d'Iseo
L.di Como
L.d'Idro
viele kleine L.di Mezzola
L.di Éndine
keine L.d'Avio x5
L.Baitone
L.di Salarno
L.Livigno
L.di S.Giacomo di Fraèle
L.di Cancano
L.di Gera x2
L.di V.di Lei
keine? ? keine?
Slowenien keine Bohinjsko jez. Blejsko jez. ? ? keine SavaKW
SoczaKW
DravaKW viele kleine an Mura, Drava
E-Schweiz Bodensee keine keine viele kleine Davosersee
Silsersee
Silvaplanersee
Champfersee
St.Moritzsee
L.di Poschiavo
keine L.Ova Spin
L.Bianco
L.da l'Albigna
L.da Marmorera
L.di Montespluga
keine ? am Rhein

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Datum der letzten Änderung: 22. 11. 2010